Die Tour gäbe es erst seit zwei Wochen, auch der Grenzübergang sei noch nicht lange geöffnet, erzählt mir ein mitreisender Franzose. Wir sitzen im Dunkeln in einem Dorf in den Bergen, nur wenige Meter von der Grenze entfernt. Die Straßen sind nicht beleuchtet, nur sehr vereinzelt scheint Licht aus einem Haus. Bloß die Geräusche der Grillen sind zu hören. Vorhin haben wir noch die Grenze von Thailand nach Laos überquert, jetzt warten wir über Nacht, dass wir am nächsten Morgen weiter reisen können zu unserem „VIP-Boat.“
Wir haben diese Tour über den Grenzübergang Huay Kon – Muang Ngeun ausgesucht, weil sie in nur zwei Tagen von Chiang Mai (Thailand) nach Luang Prabang (Laos) führt. Denn die bisher populäre Route über Huay Xai hätte einen ganzen Tag länger gedauert. Unser Boot war das Pak Can Boat, ein VIP Slow Boat mit nur 50 Plätzen. Das ist viel komfortabler als die Linienboote auf dieser Strecke, denn die nehmen oft 100 und mehr Leute an Bord bzw. überladen auch.
Übermäßig groß schien der Andrang auf der Tour nach Laos nicht gewesen zu sein. Denn mit nur zwei Minibussen im Konvoi fuhren wir von Chiang Mai los. Nach einem kleinen Zwischenstopp (wir wurden von der thailändischen Polizei kurz rausgewunken und mussten 2-3 Fragen beantworten) erreichten wir den Grenzübergang in Huay Kon.
Meine erste südostasiatische Grenze auf dem Landweg lief so ab: Zuerst (ganz wichtig) Ausstempeln in Thailand. Auf der Ladefläche eines Pick ups wurden wir dann ein paar hundert Meter zum laotischen Grenzposten gefahren. Informationsphase, welche Formulare an welchem Schalter eingereicht werden müssen. Für 30 US-Dollar, ordnungsgemäß ausgefüllte Formulare und einem Passbild bekamen wir dann unser Visum für Laos. Wir waren eingereist!
Ein Minibus brachte uns in eine Unterkunft, nicht weit von der Grenze entfernt im Dorf Muang Ngeun. Wir sollten jetzt merken, wie neu sowohl Tour als auch Grenzübergang waren: Unsere Unterkunft war das Gruseligste, was wir bisher auf Reisen erlebt hatten. Und da alles neu war, schien es im Ort keine Alternativen zu geben. Eine große Zahl an Hotels und Guesthouses konnten in der kurzen Zeit, in der westliche Touristen her kommen, einfach noch nicht eröffnen.
Das Zimmer: Die Wände waren grau: im Schlafbereich von der feuchten Wand (Schimmel?!) und im Bad wurde wohl auch nicht oft geputzt. Es roch eindringlich nach Raumspray, mit dem der Raum schnell hergerichtet wurde.
Zum Guesthouse gehörte eine Art Restaurant, wo wir unsere Mitreisenden trafen. Da die kleine Speisekarte auf Laotisch geschrieben war, gingen wir einfach in die Küche und zeigten auf die Dinge, die wir essen wollten. Die Küche war eher eine sehr „lokale“ Kochstelle mit offenem Feuer, die Oma, die Mutter und die Tochter standen hier und werkelten. Unsere Wahl fiel auf eine Suppe mit selbstgemachten Nudeln. Hauptsache alles war gut erhitzt.
Die Suppe war dann auch gar nicht schlecht. So saßen wir im beinahe-Dunkel, tranken unser Bier und erzählten uns Gruselgeschichten („wisst ihr, dass abends auf Wiesen wie dieser hier Schlangen unterwegs sind?!“).
Der Morgen begann um 6:30 Uhr mit unerbittlich lauter Musik und Morgenapellen aus Lautsprechern. Zum Frühstück gab es Bananen und Instant-Kaffee, danach durften wir im Minivan die laotischen Fahrkünste erleben: Der Fahrer schnitt jede Kurve, obwohl er so langsam fuhr, dass er locker die Spur hätte halten können. Machte aber nichts, es gab kaum Verkehr, also auch fast keine Autos, die uns entgegen kamen.
Wir erreichten nach 30 Minuten den Fluss in Pak Beng. Das Pak Can Boot wartete schon auf uns. Mit nur 20 anderen Reisenden teilten wir uns ein ganzes Slow Boat auf dem Mekong. Der schönste Teil der Reise begann: die Flussschifffahrt nach Luang Prabang.
An der Bar im Boot gab es Getränke und asiatische Instant-Nudeln (warum sind die eigentlich so scharf hier?). Die ganze Familie schien auf dem Boot zu arbeiten und zu leben: Der Vater saß am Steuer, die Mutter und die Kinder organisierten Sandwiches, Getränke und scharfe Instand Noodeln an der Bar für die Reisenden.
Das Schiff fuhr langsam stromabwärts. Am Ufer sahen wir den Regenwald, Wasserbüffel, Fischer und Leute die nach Gold schürften. Felsen und Formationen aus Kalkstein zogen sich entlang des Ufers und ragten manchmal bis in die Fahrrinne hinein. Wir hatten einen ganzen Tag lang Zeit, um einfach die Aussicht zu genießen, zu chillen, lesen oder mit den Mitreisenden zu quatschen. Der Tag verging, und kurz vor unserem Ziel sank die Sonne, wurde erst Orange und dann Rot und ging über dem Mekong unter.
Die gemütliche Fahrt auf dem Mythos Mekong riss es raus und machte die ganze Reise zu einer tollen Erfahrung. Am Abend legte das Boot in Luang Prabang an, mit Hilfe der Crew balancierten wir über den schmalen Steg auf den Sandstreifen am Ufer. Wir waren in Laos angekommen.
Infos
- Tour buchbar in verschiedenen Reisebüros in Chiang Mai. Oft wurde mit dem PakCan Boat geworben. Verpflegung (Abendessen, Snacks usw.) ist nicht inklusive.
- Tag 1: Minibus von Chiang Mai zur Grenze nach Huay Kon. Dort reist man aus Thailand aus, fährt oder läuft die paar hundert Meter nach Laos und reist ein, der Grenzort heisst Muang Ngeun. Visa on arrival gibt es an der Grenze (Stand Januar 2013). Bei Einreise am Wochenende kostet das Visum einen Zuschlag von 70 THB (Jan 2013). Übernachtung in Muang Ngeun, Unterkunft kann einfach sein.
- Tag 2: Frühstück und Transfer nach PakBen. Das Slow Boat war eigens für die Tour gechartert, der Veranstalter verspricht ein Maximum von 50-60 Personen. Eine saubere Toilette und eine kleine Bar mit Getränken und einfachen Speisen gibt es an Board. Thai Baht wurden akzeptiert.