Vor drei Jahren auf einem Flug nach Sydney: „wir fahren sechs Wochen mit dem Wohnmobil durch Neuseeland“ erzählte das niederländische Paar neben mir. Was für eine coole Idee! Seitdem wollte ich das unbedingt auch machen!
Denn ich war seit 25 Jahren nicht mehr in einem Campervan unterwegs. Als Kind sind meine Eltern mit uns im VW Bus durch ganz Südeuropa gefahren. Es kribbelte ein wenig, wieder in ein Wohnmobil zu steigen. Wir mieteten einen kleinen Campervan beim Anbieter Wendekreisen. 7 Wochen hatten wir jetzt, um von Auckland nach Christchurch zu fahren!
Was wir völlig unterschätzt hatten: Ein Camper ist kein Auto. Er fährt selten mehr als 80 km/h, am Berg auch gerne mal viel weniger. Das braucht Geduld, sowohl die eigene als auch die der Neuseeländer, die regelmäßig hinter uns eine lange Schlange bildeten. Da war es für uns nur fair, an geeigneten Stellen kurz zu stoppen, und die Autos und LKW vorbeiziehen zu lassen. Als Dank dafür hupten die Vorbeifahrenden dann zweimal. Die Neuseeländer sind sehr geduldige dankbare Autofahrer, zum Glück für uns Europäer, die mit den Wohnmobilen das Land und die Straßen unsicher machten.
Das tolle am Reisen mit dem Wohnmobil in Neuseeland ist: Man setzt sich einfach rein und fährt wohin man will. Wir mussten nie im Voraus buchen. Einen Stellplatz für das Wohnmobil auf einem der vielen Holiday Parks und Campgrounds fand sich immer. War das angenehm! Keine langen Abende auf Buchungsportalen und tripadvisor wie auf unserem Roadtrip in Australien! Wir hatten abends Zeit! Zum Bloggen, für Sonnenuntergänge und zum Kochen.
Und oft genug wachten wir morgens an tollen Orten auf: Mit Blick auf den Strand nahe Napier, neben Schafen und Lämmern in Wanaka oder direkt am Rainbow Warrior Memorial in der Matauri Bay. Manchmal sahen wir einen wunderschön gelegenen Campground, wie den an der Curio Bay (ein Juwel!) oder am French Pass, und blieben einfach. Wir hatten ja alles dabei: Wasser, Gas und unsere Vorräte.
Die Versorgung mit Lebensmitteln war im Camper-Urlaub eine eigene Erfahrung. Es war einfach großartig, noch auf dem Parkplatz vom Supermarkt seine Vorräte direkt in den Kühlschrank räumen zu können. Am Abend kamen die Sachen dann direkt weiter auf den Herd. Dabei durften wir nicht vergessen, die Fenster zu öffnen, denn die zwei Gasflammen heizen den kleinen Camper ganz schön auf. Und da die Hitze nach oben stieg, bekam man schnell einen heißen Kopf! Das konnte sehr unangenehm werden, vor allem wenn man sich den Kopf kurz zuvor mal wieder in der Enge ordentlich gestoßen hatte. Wir hatten alle beide mehrere Schläge gegen den Kopf einstecken müssen.
Wir reisten gechillt durch das Land. Das mussten wir auch, denn in Neuseeland kommt man nicht immer schnell voran. Das lag daran, dass Straßen manchmal kurvig waren (langsam fahren!), bergig waren (immer langsam voran!) oder einmal, zwischen dem East Cape und Gisborne, waren sie übersät mit tiefen Schlaglöchern (ganz langsam fahren!). Wie gesagt, wir reisten gemächlich und mit der Zeit vergaßen wir, dass der Camper beim Fahren quietschte und knarrte, wir eher überholt wurden als selber überholten. Die Kopfstöße wurden ebenfalls weniger. Dafür genossen wir unser mobiles Heim umso mehr.
Wir können eine Tour mit dem Wohnmobil durch Neuseeland, über die Nordinsel als auch die Südinsel unbedingt weiterempfehlen!
Unsere Erfahrungen und Tipps:
- Wer mietet: Im Voraus buchen lohnt sich, die Auswahl ist größer und man kann online in Ruhe vergleichen. Dabei unbedingt auf eine gute Versicherung achten, Selbstbeteiligungen bis zu 15.000 Dollar soll es teilweise geben! Das macht die ganze Tour zwar teurer, aber man ist eben versichert. Wir haben uns jedenfalls gefreut über die gute Versicherung, als unsere Windschutzscheibe ausgetauscht werden musste wegen eines Steinschlages.
Preisliche Faustregel: Je teurer desto mehr Komfort und desto neuer das Fahrzeug. Für uns war wichtig, dass wir ein Hochdach hatten, damit wir im Camper stehen konnten. Gerade bei Regentagen ist es toll, zumindest ein bisschen Platz in den eigenen 4 Wänden zu haben. - Möglichst nicht zur Hauptsaison (Mitte Dezember bis Ende Januar) fahren! Dann ist es entspannter.
- Zeit nehmen. Wer wenig Zeit hat: Lieber eine kürzere Strecke und an ein paar tollen Orten bleiben. Wir fanden u.a. toll: Rainbow Warrior Memorial, Campe Reinga, Wai-o-Tapu, den Milford Sound und die Catlins.
- Bonuskarten: Die Top10 Holiday Park Karte hat uns zwar 49 NZD gekostet, dafür hatten wir einen Rabatt auf die Fährüberfahrt mit Interislander und viele Rabatte in den Holiday Parks und vielen Eintrittspreisen. Für uns hat sie sich voll gelohnt. Ebenfalls nett: Bonuskarten der Supermärkte (Countdown, New World) gibt es jeweils am Infocounter und man spart wirklich auf einige Produkte.
- Immer das Prospekt „Holiday Parks“ Von Jasons dabei haben (gibt es an den meisten Tourist-Infopunkten und Holiday Parks)
- Nach dem Wocheneinkauf gibt es meist auf dem Kassenzettel einen Tankrabatt, bei uns bis zu 10 Cent pro Liter. Unbedingt aufheben und beim Tanken nutzen!
- Vor die Fahrt in entlegene Gebiete wie East Cape oder West Coast: Volltanken und in einem großen preiswerten Supermarkt nochmal einkaufen (z.B. Pak n Save)
- Die Barbecues auf den Holiday Parks nutzten. Hier kommt man ins Gespräch und das Grillfleisch in Neuseeland ist einfach gut!
15 Kommentare