Hi, wie ist der Name?
(Ich sage erwartungsvoll meinen Nachnamen auf. Sie nickt, schaut auf ihren Bildschirm.)
Moment… Ähhh… wie ist denn der Vorname?
Tobias
Oh… hmm … ich finde hier nichts.
Ich habe gestern Abend telefonisch für heute, 14:15 Uhr gebucht.
Ach für HEUTE!
Ja für heute
Ach, hier seid ihr – zwei Personen. Kleinen Moment. (dreht sich um und geht weg)
(Warten… sie kommt nicht wieder… Warten… sie läuft hinter dem Tresen herum… ) Sag mal, alles ok?
Ja nein… wir sind nicht sicher ob die Tour stattfindet.
Och neee. In einer halben Stunde sollte es losgehen. Jetzt erfahren wir, dass die Wolken zu tief hängen und deswegen der Heli nicht fliegen kann. Das Wetter hier an der Westküste schwingt aber schnell um, müssen wir feststellen. Am Morgen schien noch die Sonne.
Der Franz-Josef-Gletscher (Māori: Kā Roimata o Hine Hukatere) ist 11 Kilometer lang und liegt in den Südalpen Neuseelands. Oben auf dem Berg wird er von Eis gespeist, unten an seinem Ende ist er umgeben von Regenwald. Bis zum Meer sind es von der Gletscherzunge nur noch 19 Kilometer und ganz ganz früher ging der Gletscher sogar mal bis ins Meer hinein.
Eine halbe Stunde kann sich wie ein Kaugummi ziehen, so eeeewig lang. Endlich, um 14:15 Uhr kommt die erlösende Nachricht: Wir fliegen! Jetzt musste alles hopphopp gehen: Schuhgröße – hier ein paar Boots mit Spikes, blaue Regenjacke übergeworfen, wasserdichte Hose, Rucksack weg, Sicherheits-Briefing und… „Nein der Elefant kann nicht mit. Keine Tiere!“ Fanta guckt mit ganz großen Augen. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Großer Protest. Doch es hilft nichts, Fanta muss beim Gepäck warten.
Wir gehen direkt zum Hubschrauber-Landeplatz und hier wird es laut. Auf mehreren Plattformen starten die Helikopter. Unser Heli kommt an, die Tür geht auf, ein Winken heisst: es geht genau jetzt los! Die Rotoren laufen noch, den Kopf nach unten geduckt lehnen wir uns beim Gang zum Hubschrauber gegen den Wind. Wir klettern in die kleine Kapsel, Gurt an und Kopfhörer auf. Und dann heben wir ab, erst ganz langsam und senkrecht schweben wir nach oben.
Ein kleiner Kipp nach vorne, und los geht es über das Flussbett des Waiho Rivers. Immer höher und schneller, über den Wald und auf die Berge zu. Rechts neben uns taucht eine Felswand auf und langsam erscheint der Gletscher erst vor, dann unter uns. Wir fliegen über ihn hinweg und dann näher ans Eis heran. Neben uns immer noch die Felswand, von der jetzt Wasserfälle in die Tiefe zum Gletscher donnern. Wooooooowwwwwwww! Bald ist unter uns nur noch weißes und blaues Eis, wir drehen eine Runde über den Gletscher. Ist das geil!!!
Nach der Landung ist die Gruppe von 10 Männekens in blauen Regenjacken allein auf dem Eis, mitten auf dem Gletscher. Die Sonne scheint durch ein Wolkenloch und der Gletscher schimmert blau. Neben unseren Füßen fließt Wasser durch Rinnsale über das Eis. Jetzt beginnt der letzte Teil des Umkleidens: Die Steigeisen müssen an die Füße. Nur mit ihnen kommen wir heil über das Eis. Immer in einer Reihe auf dem gleichen Pfad, wie in einer Polonäse, damit niemand in einer Gletscherspalte verloren geht.
Wir sind jetzt in 850 Metern Höhe, 3 Kilometer vom Ende des Gletschers entfernt und machen uns zu Fuß auf den Weg weiter nach oben. Jeder Schritt knirscht. Wir lernen, immer feste aufzutreten, damit sich die Spitzen unter unseren Füßen ins Eis bohren. So läuft es sich stabiler. Oft müssen wir Wasser-Rinnsale überqueren und immer wieder auf kleine Eisberge klettern. Der Guide geht vorneweg, mit einer Hacke schlägt er kleine Stufen ins Eis, genau so groß, dass ein Fuß hineinpasst. Über diese Stufen stiegen wir das Eis hinauf. Vorbei an Eiszapfen, Eistürmen, Eis-Spalten, Eis-Höhlen und Steinen die auf dem Eis herumliegen.
„Wenn man eine Woche nicht hier oben war, erkennt man nichts wieder“ sagt unser Guide. „Der Gletscher bewegt sich 5 Metern jede Woche.“ Das heisst, hier oben bricht öfter mal was ab oder wird verschoben. Das dürfen wir wenig später selber erleben: Es donnert und rumpelt, nur 150 Meter von uns entfernt brechen Eis und Geröll vom Hang und rauschen nach unten. Beeindruckend. Mittlerweile haben wir uns auf 900 Meter Höhe vorgearbeitet. Über eine Stunde sind wir dafür unterwegs.
Wir kommen an einen sehr kurzen Eis-Tunnel. Eigentlich fast nur ein Eis-Bogen. Ganz blau schimmert es aus ihm heraus. Der perfekte Punkt für einen Foto-Stopp mit anschließender Expedition durch das Eisgebilde hindurch. Wir bekommen, welch ein Komfort, noch einige Stufen gemeißelt und können eintauchen in das blau schimmernde Eis.
Die Wolken ziehen sich langsam immer weiter zu und kommen dem Gletscher ganz schön nahe. Das macht die Stimmung und auch die Fotos dramatischer. Leider auch unsere Situation, weil im Nebel kein Hubschrauber fliegt. Es wird Zeit für den Abstieg zurück zur Eisplattform. Der letzte Hubschrauber des Tages kommt dicht unter der Wolke angeflogen und holt uns vom Gletscher.
Der ganze Ausflug auf den Franz-Josef-Glacier war spektakulär! Der Flug mit dem Heli war einfach eine Wucht. Und die einsame Welt auf Eis auf dem Gletscher war unglaublich schön und aufregend zugleich.
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