Niemals hätte ich geglaubt, dass wir das bringen würden: Bei einer Filmpremiere am roten Teppich fiebern. Ich könnte die Idee jetzt auf Fanta schieben, schließlich hat er sich extra Elfen-Ohren gebastelt. Aber die Wahrheit ist: wir alle drei wollten das einfach mal angucken und vielleicht doch Autogramme von Peter Jackson, Hugo Weaving und Cate Blanchett ergattern.
Am Vortag war alles noch ruhig. Vom Embassy Theatre, dem Ort der Filmpremiere, blickte ein großer Gandalf von der Fassade. Im Waitangi Park veranstaltete die Stadt einen kleinen Hobbit-Markt. Alles in allem wirkte Wellington recht normal.
So sind wir am nächsten Mittag sehr unbedarft zum Courtenay Place gefahren. Ohne Equipment, ohne Timing, ohne Vorbereitungen. Man wird merken, wir kannten uns in Sachen roter Teppich überhaupt nicht aus.
14:00 Uhr, die Stimmung war sehr nett, langsam füllte es sich. Ein paar Fans waren verkleidet und Fanta kam mit seinen Elfen-Öhrchen schnell in Kontakt. Besonders gut hat er sich mit dem Hobbit-Pärchen aus Australien verstanden. Nicht nur, dass man sich gegenseitig für die gelungenen Verkleidungen gelobt hat. Fanta hat sich auch ausgezeichnet über Süd-Australien unterhalten können, dort war er ja vor einigen Wochen gewesen.
Jetzt wurde es Zeit für die Platzwahl. Der rote Teppich war zwar 500 Meter lang, aber die erste Reihe bereits voll belegt. Mit Klappstühlen, Sonnenmilch und Wasserflasche harrten die vorwiegend jungen Fans aus. Wir setzten uns auf einen Bordstein in der zweiten Reihe, in der Mitte zwischen Anfang des Teppichs und Kino. Ab jetzt sollten wir von den Roter-Teppich-Profis um uns herum lernen. Erstes Learning: Manchmal geht es heiß her unter den jungen Damen, bei der Twilight-Premiere sollen viele Mädels starke Kratzer abbekommen haben, hörten wir. Nun mal sehen.
Ab 15:00 Uhr wurde es voller. Ab jetzt standen wir (tja, keinen Klappstuhl dabei, was?). Die Sponsoren verteilten Goodies: Autogramm-Pappen vom Air New Zealand, Fähnchen von der Post. Die erste Reihe bekam Gandalf-Hüte ab. Das hieß für uns in der zweiten Reihe: Sicht auf das Geschehen nur noch zwischen Zauberer-Hüten hindurch.
Gegen 16:00 Uhr geht es langsam mit den Moderatoren los, großes Schulterklopfen: Wellington: total super. Der Film: Ein Highlight. Die Drehorte in Neuseeland: Unbeschreiblich. Das Wetter: Einfach toll! Den Teppich laufen derweil Bodyguards und die Polizei ab, die Eventdamen machen Endabnahme. Auf der Bühne vor dem Embassy-Kino tritt der Musiker Neil Finn auf.
16:30 Uhr ist es soweit: Auf der aufgestellten Videowand sehen wir einen weißen BMW um die Ecke biegen. Peter Jackson steigt mit seiner Tochter aus. Die Moderatoren sprechen ihn direkt an und befinden ihn und die Dreharbeiten in Neuseeland für großartig. Auf der Videowand geht es weiter: Andy Serkis kommt, cooler Typ im Interview. Das ist also Gollum!
17:00 Uhr: Wir warten, stehend im Gedränge. Hier hinten bei uns ist noch niemand vorbei gekommen, außer reiche Neuseeländer die zur Premiere dürfen. Auf der Videowand sehen wir, wie die Zwerge, Elfen und Hobbits nacheinander aus Autos steigen. Wir kennen keinen von denen. Die jungen Leute waren besser vorbereitet: Auf der Rückseite ihrer Autogramm-Pappe haben sie sich Bilder und Namen aller Schauspieler ausgedruckt. So wissen sie immer, wer vor ihnen steht.
Der Moderator bittet uns alle hochzugucken, eine tolle Überraschung wäre da im Anflug. Die nagelneue Boeing 777-300 der Air New Zealand in Hobbit-Bemalung schwebt im Tiefflug über den roten Teppich. Das Flugzeug ist riesig, wow!
17:30 Uhr: Immer noch warten. Verdammt, wir haben keinen Stift dabei – es soll doch Autogramme geben?! Die jungen Leute um uns stehen mit schwarzen Eddings am Teppich-Rand.
17:35: Andy Serkis (Gollum) rennt vorbei. Kurz darauf kommen ein paar Zwerge und schreiben Autogramme. Peter Jackson hastet durch. Verdammte Axt, wegen ihm waren wir hier. Der coole Typ mit den 3 Oscars, rauscht einfach an seinen Fans vorbei. Nur ein unscharfes Foto bleibt uns.
Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Einer nach dem Anderen kommt eeeendlich. Die vorbereiteten jungen Leute reden jeden mit Namen an, haben zu jedem einen Spruch. So nett angesprochen nehmen sich die Schauspieler Zeit, quatschen, schreiben Autogramme. Auch Hauptdarsteller Martin Freeman bleibt kurz. Seine Ray Ban ist verrutscht, tapfer signiert er im Akkord. Wir hängen uns an die jungen Leute ran, machen Fotos und halten die Air-New-Zealand-Autogrammkarte hin. So langsam lecken wir das rote-Teppich-Blut.
Die volle Kunst ihres Könnens zeigen uns die jungen Premiere-Profis als Elijah Wood auf der falschen Seite des roten Teppichs Autogramme gibt und Anstalten macht, weiterzugehen. Simpler Trick: Richtig laut den Namen rufen, aber richtig laut, so als ob man sein Leben auf ihn gewartet hätte: Elijaaaaah, Eeelliiiijaaaahhh!!!! Kommt im Fernsehen albern rüber, direkt am Teppich funktioniert es ausgezeichnet. Elijah dreht sich im Weggehen um und kommt zu uns.
Und dann kommt Hugo Weaving. Ich hab auf ihn gewartet, Elrond und Agent Smith, so ein saucooler Typ. Direkt vor uns nimmt er sich Zeit, Fotos. Als er ansetzt unser Autogramm zu schreiben, wird er angesprochen, von jemand ganz Wichtigem, der ihm jemand noch Wichtigerem vorstellen muss. Hugo ist weg, wir haben haarscharf kein Autogramm bekommen.
Cate Blanchett ist jetzt da und begrüßt Hugo mit einer herzlichen Umarmung. Neue Kostprobe des bestimmten Heranrufens: Caaate!!! Auch Cate dreht sich um und kommt. Als sie uns ein Autogramm geben möchte, schreibt der Stift nicht, einen Ersatzstift haben wir nicht. Schade, auch kein Autogramm von Cate, nur die ersten Buchstaben Ihres Namens in grau.
Lektion des Tages: Niemals ohne Stift an den roten Teppich!
So waren wir also bei der Hobbit-Premiere in Wellington am roten Teppich. Wir waren gekommen, weil wir Autogramme von Peter Jackson, Hugo Weaving und Cate Blanchett haben wollten. Und was haben wir gekriegt? Elijah Wood und Martin Freeman, die Hobbits.
Unsere weitere Ausbeute: Merchandising von Air New Zealand, Fotos von Fanta mit verkleideten Fans und von ein paar Berühmtheiten. Außerdem haben wir gelernt, wie das red-carpet-business läuft. Nicht schlecht, dafür dass wir unvorbereitet waren, oder?! Und das nächste Mal belächeln wir die jungen Mädels am Teppichrand nicht mehr, denn das Erhaschen von Autogrammen bei Filmpremieren braucht Erfahrung und Können.
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