Fotografieren
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Beobachten: Trainier deinen Blick für tolle Fotos

Wie macht man bessere Fotos? Ein Schlüssel ist das genaue Beobachten! Damit meine ich nicht, irgendwen anzustarren! Sondern Dinge, Gesten und Beziehungen bewusster, ungefilterter und neugieriger wahrzunehmen. Das aufmerksame Wahrnehmen ist eine exzellente Grundlage zum Finden von Motiven und zur Inszenierung von Bildern.

Also, wer nicht beobachtet, an dem rauschen tolle Motive unfotografiert vorbei. Doch beobachten ist nicht so leicht: Denn wir werten und geben Dingen ganz automatisch eine Bedeutung, schon während wir sie wahrnehmen. Das ist an sich eine überlebenswichtige Funktion in der Komplexität des Alltags und Zusammenlebens. Etwa: Bellender Hund = Gefahr. Aber will der Hund nicht vielleicht Aufmerksamkeit (seine Körpersprache verrät das i.d. Regel)? Wenn du das automatische Bewerten zurückstellst, kannst du die ungefilterten Informationen bewusster wahrnehmen.

der Blick

Beobachten kannst du leicht üben: Nimm es dir einfach vor. Nicht aus jeder Beobachtung wird ein Bild. Aber oft werden sich Ideen für ein Foto einfach ergeben.

  • Verfolge eine Szene oder eine Handlung mal etwas länger. Es kann ruhig etwas Alltägliches sein. Nehme bewusst den Verlauf wahr. Vielleicht wird eine Geschichte daraus? Beispiel: Ein Seelöwe robbt über den Strand. Eine Gruppe Menschen geht beiseite, der große Koloss ist Respekteinflößend. Als er wieder ins Wasser geht, schauen ihm die Menschen hinterher und laufen direkt zur Stelle, an der er abgetaucht ist. Der Seelöwe hat eine Spur im Sand hinterlassen, das und die Gruppe sich angeregt unterhaltender Leute ist alles, was von ihm übrig ist.
  • Schau dann, wie Dinge oder Handlungen genau passieren. Was macht ein Mensch genau? Wie macht er es? Beispiel: Eine alte Frau mit ihrem kleinen Straßenstand in Vietnam. Sie raucht, ihre Zigarette hängt aus dem Mund, wie durch ein Wunder fällt sie nicht heraus. Sorgfältig, mit langsamen Handbewegungen rückt die Frau Gegenstände in ihrem Sortiment zurecht. Die Hand bewegt einen Gegenstand, hält kurz inne und bewegt dann das nächste Ding um wenige Zentimeter.
  • Beobachte Tiere: Was tun sie immer wieder, was ist vielleicht süß, bedrohlich oder könnte ein tolles Foto geben?
  • Nimm dir Zeit. Lass Dinge einfach passieren und schaue auf Details, Abläufe, Mimik. Versuche dabei nicht zu werten oder filtern, sondern nimm einfach wahr, wie alles passiert.

die Spur des Seelöwen

Du wirst merken, mit der Zeit fallen dir Kleinigkeiten auf, aus denen sich kleine Geschichten und Motive entwickeln lassen. Einiges wird dich neugieriger machen. Dir werden Beziehungen zwischen Menschen und zu Dingen auffallen und wie sie sich ausdrücken. Ein Blick, ein Lächeln oder eine Geste können Menschen, Handlungen und die Spuren ihres Tuns charakterisieren und eine kleine Geschichte erzählen.

 

sorgsam sortiert sie ihr Sortiment (in Vietnam)

Zum Abschluss ein Zitat von Friedrich Dürrenmatt:

Jeder kann knipsen. Auch ein Automat. Aber nicht jeder kann beobachten. Fotografieren ist nur insofern Kunst, als sich seiner die Kunst des Beobachtens bedient. Beobachten ist ein elementar dichterischer Vorgang. Auch die Wirklichkeit muss geformt werden, will man sie zum Sprechen bringen.

Schön, oder?! :)

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