Reisen hat mich beruflich weitergebracht, denn ich kam in Situationen, die ersetzten komplette Coachings. Vor allem Vietnam war mir ein Lehrmeister in Sachen Business und Vertrieb. Die beste Verkäuferin der Welt kommt aus Vietnam, sage ich. Warum? Hier die Geschichte dazu und was sie anders macht:
Die beste Verkäuferin der Welt
Beim Schneider in Hoi An wollte ich mir einen Maßanzug anfertigen lassen, denn so preiswert bekomme ich den zu Hause niemals. Ich wusste genau, was ich wollte: Jackett und Hose, dunkelblau, feste Preisvorstellung.
Zu zweit gingen wir also zum Schneider: Pokerface aufgesetzt und rein in den Laden. Doch am Ende kaufte ich einen Anzug mit zwei Hosen und maßgeschneidertem Hemd und meine Freundin ein Kleid. Anstelle von 2 Stücken hatten wir 5 gekauft! Das war ein Upselling von 150%!
Die Verkäuferin beim Schneider war eine der besten und erfahrensten Vertriebler, die ich je getroffen habe. Von ihr konnte man lernen! Was hatte sie gemacht?
Es ist die Körpersprache!
Sie war exzellent im Beobachten und Lesen von Körpersprache. Sie hat erkannt, welche Kleidungsstücke ich wie lange angeschaut habe. Sie hat gecheckt, wie ich auf Fragen und Vorschläge reagiert habe. Sie hat mein inneres „Haben-wollen“ erkannt (keine Ahnung wie ich mich verraten habe). Und sie hat sofort gemerkt, worum es ging, als wir uns auf Deutsch flüsternd über ein Kleid unterhalten haben.
Ganz ehrlich, welcher deutsche Verkäufer hat sich bei Dir das letzte Mal die Mühe gemacht zu schauen, wie du auf Dinge reagierst um daraus zu schlussfolgern was er die anbieten könnte? Ist selten, oder?!
Den Bedarf erkennen und das Gefühl für Menschen
Die Verkäuferin hatte Erfahrung mit westlichen Kunden. Sie beobachtete, was wir für Menschentypen waren und ihre Erfahrung sagte ihr, was es braucht um uns um den Finger zu wickeln. Sie wusste, welche Bedürfnisse Sie ansprechen musste. Bei mir waren es pragmatische Punkte: Bei zwei Hosen muss der Anzug seltener in die Reinigung. Das Kleid für die Frau hat sie emotionaler verkauft.
Eine Beziehung aufbauen
Natürlich sind wir keine Freunde geworden, doch kleine Dinge haben ihr geholfen aus uns zahlende Kunden zu machen:
- Wir hatten ihre Aufmerksamkeit, dennoch hat sie uns in Ruhe schauen lassen (sie wusste ja, das europäische Kunden keine Lust haben, bedrängt zu werden)
- Bestätigung: Ein einfaches ernst gemeintes „Das steht dir gut“
- Sie stand zur Verfügung als Problemlöserin und Beraterin: „Dieser Schnitt passt du dir“ oder „Nein, nimm das andere Blau“
- Sie ist auf unsere Marotte, unser Maskottchen überall zu fotografieren, eingestiegen und hat Fanta sogar eine Krawatte aus einem Streifen Stoff geschenkt.
Kurz, wenn mich jemand fragen würde, ob ich einen guten Business-Coach für Vertriebsmitarbeiter empfehlen könne: Die Verkäuferin im Schneiderladen in Vietnam wäre meine erste Wahl!
Einige Tage nach dem Kauf hatten wir dann einen festen Termin zur Anprobe (Tag und Uhrzeit). Als wir Laden ankamen, lag sie auf dem Boden und hielt ein Nickerchen. Wir hatten ja schon bezahlt.
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