Es war früh am Morgen, wieder einmal saßen wir in der Lobby und warteten. Endlich schwang die Glastür auf, hastig schob sie sich in den Raum, das Schild in den Händen: „Mr Tobias“ war darauf zu lesen. Unser Pick up. So fangen sie meist an, die Geschichten der gewöhnlichen Mitläufer: Mit einem Pick up früh am Morgen.
Alle machten es gleich. Und auch wir machten es wie alle: Unsere Tour in die Halong Bucht haben wir in unserem Hotel gebucht (praktisch, in Vietnam sind Hotels fast immer auch Reisebüros). Wie alle fuhren wir im Minibus nach Halong. 12 Uhr mittags war die allgemeine Ankunftszeit. Zum gleichen Zeitpunkt fuhren die Boote los, aufgereiht wie an einer Perlenkette tuckerten sie durch die Bucht. Und auch die Aktivitäten an Bord waren überall gleich: Welcome Drink, Lunch, Relaxen auf dem Deck und dann Ausflug in die Höhle (noch nie zuvor hatten wir mit tausend Menschen gleichzeitig eine Höhle besichtigt, im Gegenteil, in Kong Lor waren wir fast allein). Am Abend gemeinsames Frühlingsrollen-Rollen, Dinner und abendliches Tintenfisch-Fischen (nein, zum Glück hat niemand was gefangen). Früh am Morgen des Folgetags nahmen wir weiter am allgemeinen Programm teil: Thai-Chi an Deck, Frühstück, ein Ausflug mit dem Kajak. Zum Lunch Rückfahrt nach Halong, um 12 Uhr kommt unser Bus an, dann ist Schichtwechsel (vom Boot in den Bus und vom Bus aufs Boot). Wie gesagt, wir machten es wie alle. So sah er aus, der Massen-Weltkulturerbe-Tourismus. Ziemlich egal, welche Tour mit welchem Veranstalter man buchte.
Was auf uns zukommen würde, ahnten wir schon beim Buchen. Wir wählten eine Tour mit „more Luxury“ auf dem Calypso Cruiser. Zwei Tage in der Halong Bay kosteten ein Drittel einer zweitägigen Tour im Milford Sound (die wir leider nicht gemacht hatten). Da fiel die Entscheidung leicht, die kleine Kreuzfahrt hier nachzuholen.
Neben der Pauschal-Variante (egal ob in einem schickeren oder einfacheren Boot) gibt es auch noch Möglichkeiten, die Halong Bucht individuell zu erkunden. Wie wir hören, ist es von der Insel Cat Ba aus ganz gut möglich, einen individuelleren Ausflug auf einem kleineren Boot durch die Bucht zu machen.
In der Halong Bucht sahen wir ziemlich viele der weißen Dschunken, dicht an dicht. Das Wasser litt offensichtlich unter der Menge des Mülls, die hier hineinwanderte. Schwimmen wollten wir da lieber nicht. Nachts ankerten alle Boote in der gleichen geschützten Bucht. Uns wurde erklärt, die Regierung würde das so vorgeben, es sei sicherer. Erst später fanden wir heraus, dass ein Überfall auf ein Boot der Anstoß für diese Sicherheits-Regelung war.
Wie alle wunderten wir uns, dass alle Dschunken weiß gestrichen waren. Auf Fotos und in Prospekten waren sie oft noch braun zu sehen. Die Schiffsbesatzung wich der Frage aus. Mit unseren Mitreisenden wunderten wir erst recht herum was wohl der Grund sein könnte. Später erzählte man uns, es sei ein offizieller Beschluss gewesen. Da international die schönen Kreuzfahrtschiffe üblicherweise weiß seien, wollte man auch in der Halong-Bucht schöne weiße Kreuzfahrtschiffe anbieten. „I don’t know much about it“ sagte die Vietnamesin noch, die mir das Weiß der Dschunken erkläre. Das durfte ich wohl getrost als ein „Frag nicht weiter“ deuten.
Auch wenn wir es gemacht haben wie die hunderte oder vielleicht tausende anderen Touristen an diesem Tag in der Halong-Bucht: Wir haben es bis zum Ende seeeehr genossen! Das Essen auf der Calypso Cruiser war einfach der absolute Hammer! Die selbstgerollten Frühlingsrollen waren Weltklasse. Der Singapore Sling an Deck krönte die Aussicht auf die steilen Kalkstein-Felsen. Und das Tai Chi am frühen Morgen, als noch der Nebel über der malerischen Bucht lagm war einfach der beste Start in einen Tag, den wir seit langem hatten. Und nicht zu vergessen, die Halong-Bucht selber: Mit ihren vielen Felsen und Inselchen die aus dem Wasser ragen, in der Ferne halb im Dunst verschwunden, fanden wir diesen Szenerie zu Recht tausendfach fotografiert und millionenfach bewundert.
Eine Halong Bay wie vor 10 Jahren wird es sicher nicht mehr geben. Wir hoffen, dass künftig nicht noch mehr Boote dazukommen und die Bay so bleibt wie sie ist. Noch ist sie eine Reise wert. Wir wussten bei unserem Trip aber genau, was uns erwarten würde: Ein gemeinschaftliches Vergnügen mit vielen Menschen und Booten. Einsame Strände haben wir hier nicht gesucht.
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