„Waaaas? Ich kann dich nicht hören!“
„Ja *rausch* nehm euch morgen …*rausch*“
„nein, ich brauche mehr Infos… wo ist euer Büro?“
„*rausch* um 7 Uhr *rausch*“
Was für ein beklopptes Telefonat. Habe wohl gerade eine Tour gebucht und keine Ahnung, was sie kostet, wo sie langführt oder wie lange sie dauert. Immerhin, am Abend um 7h sind wir verabredet mit Uy, der uns von Huế nach Hoi An fahren will.
Wir wollen nämlich unbedingt mit dem Motorrad über den Wolkenpass. In Vietnam gibt es sogenannte Easy-Rider-Touren. Unsere Fahrt mit dem Moped scheint ja jetzt gebucht zu sein mit „Le Family Riders.“
Am Abend in der DMZ-Bar erzählt uns Uy, dass Le Family Riders seine Familie ist. Ich werde beim Vater hinten auf dem Moped sitzen, Jutta bei ihm, seine Schwester und sein Bruder werden noch eine Deutsche und einen Venezuelaner mitnehmen, zwei Australier auf eigenen Motorrädern werden uns ebenfalls begleiten. Die Mutter fährt im Auto und bringt das Gepäck. Das wird also unsere Crew für den Ritt nach Hoi An.
Also cruizen wir am nächsten Morgen los, raus aus Huế direkt in die Reisfelder. Uy hat uns mehrere Stopps versprochen, er will uns das Land zeigen. Erster Halt: Eine alte Brücke. Nebenan eine Ausstellung über den traditionellen Anbau von Reis. Eine alte Frau zeigt uns mit viel Einsatz und Gesten wie mühsam mit Muskelkraft Felder bewässert und der Reis zu Reispapier und Reisnudeln verarbeitet werden. Uy muss den Wasserbüffel vor dem Pflug mimen, das Müttcherchen treibt ihn an. Sehr anschaulich, wir lachen uns schlapp.
Nächster Stopp ist der Elefanten-Fels an einem Wasserfall. An einen Stein wurde mit Beton ein Rüssel modelliert. Echte Elefanten kommen schon lange nicht mehr an diese Stelle. Dafür viele Familien zum Picknicken und Schwimmen (mit Schwimmwesten). Ich springe ohne Schwimmweste ins Wasser, um die Dusche unter dem Wasserfall auszuprobieren. Was ich nicht weiß: Unter einem Wasserfall kann man nicht schwimmen, kein Auftrieb. Und stehen kann ich auch nicht. Macht nichts, erst mal Luft anhalten und unter Wasser orientieren. Ah, die Strömung! Mit der tauche ich ein paar Meter und bin wieder oben. Ich sehe wie Uy fertig zum Ins Wasser springen ist. Muss er aber nicht, bin ja wieder aufgetaucht.
Mittagessen gibt es in einem Restaurant in einer Lagune. Wir sind die einzigen Westler. Bevor wir anfangen können, werden erst einmal Krebse aus Bottichen ausgesucht und auf eine Wage gelegt. Und ein paar Dosen Bier aufgemacht für alle, die hintendrauf sitzen dürfen. Und dann geht es los, mit diesem unfassbar guten Essen. Alles in die Mitte und jeder isst von allem: Krebs, Garnelen, Fisch, Tintenfisch, Gemüse, HotPot… alles soo frisch und lecker. Wir futtern bis wir platzen. Dann gibt es den typisch vietnamesischen Nachtisch, den unsere Motorrad-Familie selber mitgebracht hat: Drachenfrucht und Melone.
Und dann endlich kommt er, der Wolkenpass (Hai Van Pass)! Nur wenige fahren hier noch entlang, denn seit 2005 gibt es einen Tunnel. In den Indochinakriegen war diese strategische Stelle hart umkämpft. Deswegen findet man oben auf dem Berg auch französische und amerikanische Bunkeranlagen.
Wir fahren den Pass hinauf, neben uns das Meer. Die Aussicht ist spektakulär! Wir kommen den Wolken immer näher, bis wir drin sind. Oben bei den Bunkern gibt es erst mal einen Kaffee, dann machen wir uns auf der anderen Seite auf den Weg hinunter. Als wir die Wolken hinter uns lassen, biegen wir um eine Ecke und sehen vor uns das Meer und Danang. Jetzt mal ehrlich, wer hat jemals schon mal von der Stadt Danang gehört? Wir jedenfalls nicht. Und jetzt tut sich vor uns diese unerwartete Metropole mit einem großen Industriehafen und Hochhäusern auf! Wow.
In Danang stoppen wir noch kurz am China Beach, hier haben die US Marines im Vietnamkrieg entspannt. Für uns ist diesmal keine Zeit zum Baden. Vielleicht auch besser so. Noch ein Stopp am Marble Mountain und dann sind wir schon in Hoi An. In der Schneiderstadt werden wir direkt bei einem Schneider abgesetzt, dem Cousin. Könnt ja sein, dass jemand zufällig einen maßgeschneiderten Anzug…? Ja richtig, der Australier nimmt einen. Jetzt aber ab ins Hotel, es ist schon dunkel.
Die Tour mit dem Motorrad war eine der besten Erfahrungen in Vietnam. Die Family Riders haben sich echt gut um alles gekümmert und wir haben viel vom Land erfahren. Daumen hoch!
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