Eine lange Reise ist eine permanente Entdeckungstour: Immer will oder muss man etwas herausfinden: Wo muss ich hin? Was darf ich nicht? Was sollte ich auf keinen Fall verpassen? Unser Tag im Sukhothai Historical Park stand unter diesem Stern: Herausfinden wo die Bushaltestelle ist, wo es ein Fahrrad gibt, an welcher Stelle der Walking Buddha steht und was passiert, wenn man das gemietete Fahrrad viel zu spät zurückbringt.
Unsere größte Hilfe wäre der Lonely Planet, dachten wir. In ihm stand die Bushaltestelle nach Old Sukhothai sei hinter der Brücke an der Hauptstraße, direkt bei Poos (einem belgischen Restaurant). Nur, als wir die Straße entlang liefen: Keine Busse, kein Poos, keine Schilder. Nur Verkehr, Straßenstände und Gewusel. Kommt davon, wenn man das Geld fürs Tuktuk sparen will. So stapften wir mit unseren Rucksäcken durch die Sonne und fanden erst nach Herumfragen raus, wo die Busse fuhren. Der Bus war übrigens so eine Art großer Pick up mit überdachter Ladefläche auf der ein paar Bänke standen. Aber wir kamen gut an, im 12 Kilometer von Sukhothai entfernten Geschichtspark Sukhothai.
Das nächste Vorhaben war ein Fahrrad zu mieten, um durch den historischen Park zu radeln. Lonely Planet empfahl: Nicht direkt an der Bushaltestelle, sondern ein paar Meter weiter hinter der Kurve gäbe es die besseren Fahrräder. Wir schüttelten bestimmt alle Anbieter, die sich mit ihren Fahrrad-Werbepappen an unsere Fersen hefteten ab, und marschierten schnurstracks um die nächste Kurve. Dort gab es aber keine Fahrräder, sondern Tempel, Essenstände und viele Leute und Schulklassen. Wir waren auf unserer Suche nach dem Fahrrad hinterm Kassenhäuschen vorbei direkt in den Historischen Park gelaufen. Hat uns zwar den Eintritt gespart, aber wir hatten kein Radl! Den Lonely Planet haben wir jetzt beiseite gepackt und sind zurück zur Bushaltestelle. Dort haben wir einfach ein Fahrrad bei den Leuten gemietet, die uns schon zuvor ihre Pappen hingehalten hatten. Auf unserem Weg zurück in den Park wurden wir übrigens kontrolliert und mussten vier Tickets kaufen: zwei für uns, zwei für die Fahrräder. Fanta im Rucksack verschwiegen wir.
Endlich waren wir drinne im historischen Park. Hier fand ein großes Volksfest statt. Wir sollten später noch mehr darüber herausfinden. Erst einmal guckten wir uns die Ruinen der Tempel und des königlichen Palastes an.
Sukhothai war die erste Hauptstadt von Siam. Gegründet wurde sie im 13. Jahrhundert, die Sukhothai-Dynastie dauerte 200 Jahre an und hatte neun Könige. Der bekannteste von Ihnen war König Ramkhamhaeng. Heute stehen noch die Ruinen in und um die Erdwälle, die die Stadt begrenzen. Übrigens wird der Ort von den Locals „Mueang Khao“ (Alte Stadt) genannt.
Im alten Sukhothai gibt es viele Seen und Kanäle, die alles ein wenig auflockern. Außerdem genügend Bäume für Schatten, um die Mittagssonne etwas erträglicher zu machen. Wir starteten unsere Tour im Wat Mahāthāt, der größten Tempelanlage und dem königlichen Palast. Sie waren einfach schön, die halb verwilderten alten Ruinen mit den Buddha-Statuen. Hier bekam auch Fanta sein Foto mit Buddha und den verfallenen Mauern.
Den Walking Buddha hatten wir zufällig gefunden. Eigentlich stoppten wir unsere Fahrräder um dieser netten kleine Insel im (künstlichen?!) See einen Besuch abzustatten. Hier war sie die Statue des Walking Buddha, eher unauffällig stand sie auf der Wiese neben einer weiteren Tempelanlage.
Den großen Buddha zu finden war einfacher, als eine Hauptattraktion war er auf allen Plänen eingezeichnet. Die Statue Phra Achana im Wat Si Chum war wirklich gigantisch und majestätisch. Selbst mit unserem Weitwinkel-Objektiv hatten wir Probleme, sie auf ein Bild zu bekommen. Wir machten ein Foto vom Buddha und einer Spanierin aus den USA („you mind taking a picture“ ist ein gaanz wichtiger Satz auf Reisen). Als sie im Austausch uns ablichtete, erfuhren wir so ganz nebenbei, was es mit dem Volksfest auf sich hatte: Es war der Geburtstag von König Ramkhamhaeng. Weil der König so beliebt ist, feierte man diesen Tag in Sukhothai mit Elefanten-Show, viel Essen und Trinken sowie einem Feuerwerk.
Das Fest und das Feuerwerk hielten uns dann auch bis nach Einbruch der Dunkelheit im Park auf. Dummerweise hatten wir voll verpennt, dass wir ja noch zwei gemietete Fahrräder abgeben mussten. Mit einer Verspätung kamen wir an der schon dunklen Fahrradvermietung an. Man wartete schon auf uns, an einem Tisch saß die Rad-Vermieterin mit Familie und Freunden. Anscheinend sehr dankbar nahm man die letzten beiden noch fehlenden Fahrräder von uns entgegen.
Es war ein toller Tag in Historic Sukhothai. Und wir hatten einiges herausgefunden: Über lokale Busse, Fahrräder und den Geburtstag eines längst verstorbenen Königs.
Infos zum Reisen:
- Busse aus dem „neuen“ Sukhothai fahren alle 30 Minuten bis ca. 6 Uhr abends
- Fahrräder können von verschiedenen Anbietern gemietet werden. Einfach schauen, welches Rad gefällt.
- Der Historic Park sowie die Stätten außerhalb der Mauern (großer Buddha) kosten jeweils Eintritt, im Januar 2013.